Vorgeburtliche Entwicklung der Welpen
Von der Eizelle zum neuen LebenAuf dieser Seite möchte ich versuchen zu erklären, warum sich züchterische Ambitionen auf vielerlei Ebenen abspielen. Es ist nämlich nicht nur die Zeit der Ausbildung des Hundes und der körperlichen und seelischen Gesunderhaltung der Hündin, die oft lange Suche nach dem passenden Deckrüden, die Gedanken über die Ernährung und die Aufzucht der Welpen. Nein, verantwortungsvolle Hundezucht ist viel mehr. Vieles davon lässt sich nicht detalliert beschreiben, wie zum Beispiel all die kleinen "zwischenmenschlichen und -hündischen" Kleinigkeiten, die unseren Welpen schon vor der Geburt einen guten Start ins Leben ermöglichen.
In den 70er Jahren führte ein amerikanischer Tierarzt und Verhaltensforscher Laborversuche durch in denen er heraus fand, dass trächtige Hündinnen, die Stress ausgesetzt waren oder unter bestimmten Medikamenten standen, Nachwuchs hervorbrachten, der emotional weniger stabil war. Auch dann, wenn die Welpen von "Pflege-Müttern" groß gezogen wurden, die keinem Stress ausgesetzt waren. Man konnte ebenso feststellen, dass der Nachwuchs von Müttern, die gestreichelt und verwöhnt wurden, gutmütiger waren. Somit entwickelt sich die Fähigkeit zu fühlen schon vor der Geburt. Die Welpen gewöhnen sich an den Kontakt im Uterus, wenn die Mutter gestreichelt wird und reagieren in der späten Trächtigkeitsphase darauf. Das lässt den Schluss zu, dass Welpen von Müttern, die in einer freundlichen, stressfreien Umgebung leben einen besseren Start in das Leben bekommen. Der Züchter hat somit bereits während der Tragzeit der Hündin einen wichtigen Einfluss auf das Wesens-Rüstzeug, das die Welpen bei ihrer Geburt mitbringen.
Der Trächtigkeitsverlauf:
1. Tag
Die Spermien wandern zu den Eileitern. Bei gesunden Rüden ist das Sperma bis zu sechs Tage im weiblichen Genital befruchtungsfähig.
2.-4. Tag
Befruchtung der Eizellen in der Eileiterampulle.
4.-8. Tag
Die Eizelle teilt sich nun täglich im mittleren Eileiterabschnitt. Zweizell-Stadium, Vierzell-Stadium usw. = frühembryonale Teilungsstadien. Die ersten Teilungsstadien sind einen zehntel Millimeter groß.
8.-9. Tag
Die Eizellen entwickeln sich zu Blastozysten. Bei der Hündin geht die Läufigkeit normal zu Ende. Die Hündin wird wie stets gefüttert und bewegt, keine Medikamente ohne Tierarzt!
10.-17. Tag
Die sich weiter teilenden Embryonen liegen zunächst für ca. fünf bis sieben Tage frei und unregelmäßig in der Gebärmutter. Danach verteilen sie sich gleichmäßig im Gebärmutterhorn.
18.-20. Tag
Einnistung der Embryonen in die Gebärmutter, die Ausbildung der Plazenta beginnt. Jeder Embryo hat jetzt seinen festen Platz. Manchen Hündinnen ist um diese Zeit schlecht und sie fressen nicht. In der Regel ist diese Fressunlust nur von kurzer Dauer, sie kann ½ Tag bis zu drei Tagen betragen. Die Hündin ist jetzt sehr anhänglich.
21.-28. Tag
Die Ausbildung der Plazenta ist abgeschlossen. Am Ende dieser Embryonalperiode sind beim Hund alle wichtigen Organsysteme angelegt, die endgültige Körperform ist bereits in ihren Grundzügen erkennbar. Man spricht nicht mehr von Embryonen, sondern vom Fetus. Sterben die Fruchtanlagen bis zum 28. Trächtigkeitstag ab, werden sie meist unauffällig resorbiert. Durch Ultraschalluntersuchung kann die Trächtigkeit nachgewiesen werden. Die Hündin kann zähflüssigen klaren bis milchig trüben Schleim absondern, meist ein sicheres Zeichen für eine Trächtigkeit. Die Zitzen bei der Hündin beginnen sich aufzurichten und färben sich rosa.
Achtung! Während der Organgenese bis zum 35. Tag sind die Welpen äußerst empfindlich für äußere Einwirkungen wie Medikamente, Impfungen, Röntgenstrahlen, Vitaminmangel und -überversorgung, Überhitzung (z.B. im Auto) und Umweltschadstoffe (z.b. Düngemittel in Pfützen). All diese Faktoren sind unter anderem verantwortlich für Fehlbildungen.
28.-35. Tag
Die Fetalperiode ist durch die Ausdifferenzierung der Organe und das schnelle Wachstum der Welpen gekennzeichnet. Die Augenlider sind ausgebildet, die Ohrmuschel bedeckt den Gehörgang, die Finger separieren sich, das männliche Genital ist erkennbar und die fünf Zitzenpaare. Die Hündin nimmt an Bauchumfang zu. Die Zitzen schwellen an. Bei einigen werdenden Müttern steigt das Trinkbedürfnis.
35.-42. Tag
Die Finger sind vollständig getrennt und gespreizt, die Krallen ausgebildet Die Tasthaare sind sichtbar. Unsere Hündin wird auf Spaziergängen vielleicht etwas träger und spielt nicht mehr gern mit anderen Hunden. Sie schützt ihre Flanken und lässt fremde Hunde nicht mehr nah an sich heran.
42.-49. Tag
Die Hündin bekommt jetzt mehrere Mahlzeiten am Tag, aber dick sollte sie dennoch nicht werden. Behalten Sie das Gewicht im Auge!
49.-56. Tag
Die Bewegung der Welpen im Mutterleib ist leicht erkennbar - flache Hand vorsichtig auf den Bauch der entspannten Hündin legen. Die Körperbehaarung der Welpen ist voll ausgeprägt. Der Hündin gehen am Bauch die Haare aus. Sie sollte mit ihrer Wurfkiste vertraut gemacht werden. Eine spannende Frage in dieser Zeit: „Meine Hündin hat 4 kg zugenommen, mit wie vielen Welpen kann ich rechnen?" Das ist ganz individuell. Die eine Hündin wirft 6 Welpen mit je 450 Gramm Geburtsgewicht, die andere wirft 10 Welpen mit 300 Gramm Geburtsgewicht.
56.-63. Tag
Hundewelpen werden als „Nesthocker" geboren. Die Ausdifferenzierung einzelner Organe wie z.B. der Lunge ist bei der Geburt noch nicht beendet, die Augenlider und Gehörgänge sind geschlossen.
Die Hündin wird ruhelos und beginnt, Nestbauverhalten zu zeigen. Sie sucht nach einem geeignetem Platz zum Werfen, gräbt Höhlen, scharrt überall herum, hechelt. Es kann sich weiße Scheidenflüssigkeit absondern. Sinkt die Körpertemperatur um ca. 1,5 - 2 Grad ab, werden die Welpen innerhalb der nächsten 6 - 24 Stunden geboren.
66. Tag
Die meisten Welpen werden zwischen dem 60. Und 65. Tag geboren. Am 66. Tag sollten Sie unbedingt den Tierarzt aufsuchen, um zu kontrollieren ob eventuell eine Störung vorliegt.
Texte:
Daniela Söhl, www.chow-chows.net
Annelie Feder, www.eurasierzuechter.de
Bilder @ National Geographic